Case #25 - 10,000 Pfeile


Mary war zweimal geschieden und lebte jetzt wieder mit ihrem ehemaligen Mann, dem Vater ihres Sohnes, zusammen. Ich erkundigte mich nach der Geschichte. Sie führten gemeinsam ein Unternehmen, waren aber nicht einig über den Ansatz. Im Laufe der Zeit wurde er immer gewaltsamer mit ihr. Jahrelang veränderte sich nichts.

Dann verlangte er von ihr die Scheidung und späterhin regte eine Beziehung mit einem Angestellten an, der im Geschäft arbeitete. Nachdem er von der Frau abgelehnt worden war, bat er Mary, wieder zu heiraten. Sie stimmte zu und er setzte dann mit dem Prügel fort. Schließlich, nach weiteren Jahren, zog sie der Gewalt eine Grenze und schied sich von ihm.

Nach einigen Jahren versuchten sie wieder zusammenzuleben, dieses Mal ohne Gewalt. Sie verriet mir, dass ihre Beziehung jetzt befriedigend ist, oder anders gesagt sie ist zumindest nicht unglücklich damit.

Während sie es mir erzählt hatte, kam natürlich viel Schmerz auf. Ich fragte sie, wie sie es überleben konnte; sie erinnerte sich daran, was alles (nicht Gewalt) ihre eigene Mutter und Großmutter überleben musste. Ich fragte sie, was sie fühlte. Ihre Antwort darauf war: „Es fühlt sich, wie 10,000 Pfeile in meinem Herzen." Ich anerkannte, dass sie den Schmerz drinnen halten konnte, anstatt ihn auf anderen auszustrahlen. Ich äußerte jedoch meine Sorge darüber, welche Wirkung das auf sie hatte. Ich fragte sie, wie es war, zu mir, einem Mann zu sprechen – sie sagte, sie fühlte sich sicher.

Ich erinnerte sie, dass jene Pfeile eben einem Mann zu verdanken waren. Also als ein Mann selbst, wollte ich ihr helfen, sie zu entfernen. Ich machte einen Vorschlag: ich greife hinüber und sehr langsam, bei jeder Stufe mit ihrer vollkommenen Zustimmung ziehe ich einen Pfeil aus. Ich machte das und legte die Pfeilen auf den Boden und anerkannte, wie sehr sie verletzt worden war. Ich prüfte, wie Mary sich fühlte: sie berichtete über schmerzhafte Gefühle, jedoch fühlte sie sich tief berührt und teilweise erleichtert.

Ich wiederholte also den Prozess noch zweimal, und jedes Mal anerkannte ich einen unterschiedlichen Aspekt ihres Erlebnisses. Sie fühlte einerseits etwas Auflockerung, aber auch etwas Steife in ihren Händen. Es war ein Indiz dafür, dass wir schon genug schafften. Schließlich schlug ich vor, ein Rituale mit den drei Pfeilen zu machen. Aus den von mir angebotenen Optionen wählte sie das Rituale der Beerdigung.

Ich erzählte ihr also eine imaginäre Geschichte über eine Reise, auf die wir gemeinsam gingen. Wir gingen in einen Wald hinein, begrabten die Pfeilen, offenbarten unseren Dank und ließen sie in dem Erdboden. Am Ende erfuhr Mary eine Art Leichheit und dass sie in dieser Position wirklich gesehen und angehört wurde. Ich gab ihr die Hausaufgabe, dass sie diesen Prozess, den wir gemeinsam geübt hatten, einmal pro Tag wiederholt. Sie soltte das Rituale der Beerdigung von drei weiteren Pfeilen in ihrem Kopf vorspielen.

In diesem Prozess klärte ich zuerst ihr Feld auf, damit ich den Kontext ausreichend verstehen konnte. Dann verwendete ich die Tatsache, dass ich auch ein Mann war, als ein Teil des Heilungsprozesses. Ich vorginge langsam, prüfte Mary's Gefühle bei jedem Schritt, und gewährte zahlreiche Alternativen. Ich arbeitete mit der von ihr erwähnten Metapher der Pfeilen. Ich nahm es sehr ernst und initiierte den Heilungsprozess. Das bedeutender Faktor war weder die Anzahl der entfernten Pfeilen, noch die Eliminierung des ständig anwesenden Schmerzens, sondern die Tatsache, dass wir etwas begannen, was einen Unterschied machte und dass sie es jetzt schon allein behandeln konnte.

Die Gestalt-Übung wurde unmittelbar aus den von ihr aufgeführten Wörtern und Materialien entworfen. Sie funktionierte in erster Linie darum, weil unsere Beziehung begründet wurde.



 Eingestellt von  Steve Vinay Gunther